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Thursday, August 20, 2009

„Wie eine in die Ecke gedrängte Ratte“ und „Kirchenhasser

»»» [ on mainland Europe ] Montag, 17. August 2009

„Cornered rat“ und „Kirchenhasser“

Zwei aktuelle Kommentierungen im Internet vom 16. 08. 2009 zur Entscheidung des Berliner Kammergerichts zum Runden Tisch „Heimerziehung in den 50er und 60er Jahren“ beschäftigen mich:

Der evangelische Pfarrer und Psychologe Dierk Schäfer vergleicht die ehemaligen Heimkinder in seinem Blog-Eintrag „Den Runden Tisch in seinem Lauf, hält der V e H nicht auf!“ ( zu finden unter
http://dierkschaefer.wordpress.com/ ) mit einer „cornered rat“ – „einer „Ratte, die sich in die Enge (die Ecke) gedrängt sieht“. Und er weiß auch noch, dass diese ohne Aussicht auf Erfolg wild um sich beißt. Laterales Denken sei darum angesagt. Die Gegenseite aber sieht er nicht als Ratte.

Schäfer schreibt, dass die heutigen Vertreter der Kirchenorganisationen an den geschehenen Verbrechen persönlich keine Schuld tragen. Das ist zweifellos richtig, führt aber an der Sache vorbei. Es geht schlicht darum, dass geschehenes Unrecht gesühnt, d. h. den unschuldigen Opfern Genugtuung geleistet wird. Und das geht jetzt nur noch in Geld der Kirchen. Denn 60 Jahre ohne Barmherzigkeit und Liebe sind verstrichen. Man hat sich einfach nicht um das Schicksal seiner Opfer gekümmert. Kümmern kann man sich auch freiwillig, ohne dass einem durch brisante Veröffentlichungen Feuer unter dem Hintern gemacht wird.

Ähnlich wie den Heimkindern war es den jüdischen Zwangsarbeitern ergangen. Von diesen aber hatte niemand verlangt, dass „sie ein Problem von der anderen Seite nicht nur sehen, sondern sich auch einfühlen können in die Psyche der Gegenseite“, wie es Schäfer von den ehemaligen Heimkindern wegen der „Brutalität der Machtverhältnisse“ fordert. Wenn die Macht aber bei den Kirchen liegt, warum sind dann gerade diese, der Barmherzigkeit und Liebe verpflichteten Organisationen, brutal?

Die Kollektivschuld der Kirchen ist noch nicht vorbei – auch wenn Schäfer meint, die ehemaligen Heimkinder müssten „akzeptieren, dass sie nicht auf eine bis heute andauernde Kollektivschuld der Heimbetreiber und der aufsichtspflichtigen Organe setzen können“. Die Kirchen beschäftigten Heimkinder als Zwangsarbeiter im Mooren, in Fabriken, in Wäschereien usw. Sie versäumten es, sie auszubilden, schädigten brutal Körper und Seelen vieler der ihnen Anvertrauten, trieben nicht wenige in die Psychiatrie, einige in den Tod und sitzen schamlos auf dem von diesen Kindern erarbeiteten Vermögen. Also müssen die Kirchen zahlen – auch wenn ihre heutigen Mitarbeiter die besten Menschen sein mögen. So einfach ist das. 50000 Euro – etwas mehr als das durchschnittliche Jahresgehalt 2008 eines Arbeitnehmers – ist wenig für jahrelange harte Arbeit und eine zerstörte Biografie, oder deutlicher ausgedrückt, für ein versautes, kaputtes Leben, das nicht selten von der weltlichen Solidargemeinschaft unterstützt werden muss.

Weil der VEH „vor einem Scherbenhaufen“ stünde, zeigt ihm Blogger Schäfer Möglichkeiten auf – darunter die Möglichkeit, dass der Vorstand geschlossen zurücktritt. Warum legt Schäfer nicht Antje gen. Gott-Vollmer wegen „ihres brachialen Schweigegebotes“ die Möglichkeit des Rücktritts dar? Vielleicht könnte der VEH dem Pfarrer und Psychologen auch einmal Möglichkeiten aufzeigen…


„kreuz.net“, ein katholisches Online-Magazin, bezeichnet in seiner Meldung “Hier kann man das große Geld machen“ ( zu finden unter
http://www.kreuz.net/article.9676.html ) ehemalige Heimkinder als „Kirchenhasser“. Die Sprache bei „kreuz.net“ über die „angebliche Misshandlung“ der Heimkinder, „so sie denn stattgefunden hat“, suggeriert, dass es sich bei den ehemaligen Heimkindern um geldgierige Betrüger handelt, die mit Witti, dem „Holocaust-Erpressungs-Anwalt“ – ich wiederhole: mit Witti, dem „Holocaust-Erpressungs-Anwalt“ – und der „berüchtigten kirchenfeindlichen Giordano-Bruno-Stiftung“ zusammenarbeiten. „kreuz.net“ schreibt, die „fanatischen Kirchenfeinde dürften hoffen, dass rückratlose Vertreter der Amtskirche sich von ihnen erpressen lassen.“ «««

[ von NONGRATA aus ihrem Blog
www.wider-die-folter.blogspot.com - mit Genehmigung ]

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